Gebt mir Papier und ein Schreibwerkzeug und ich werde die Welt aus den Angeln heben! (Nietsche)

Freitag, 25. Februar 2011

wie schwimmen in formaldehyd

wenn dich die wahrheit mit ihren kalten fingern am nacken packt
und deinen kopf unter wasser drückt
hast du keine zeit mehr um luft zu holen
die naivste illusion wird aus deinem leibe weichen
und deine träume aus jeder pore rinnen


du musst nicht mehr um dich schlagen
blick ihr in die augen
auch wenn sie nur schmerzende erkenntis spiegeln
in diesem kampf wirst du untergehen

ich kann doch schwimmen
wirst du sagen
sogar gegen den strom
es wird dir nichts nützen 
wird meine antwort sein

hier wo wir nichts mehr spüren können
treiben wir reglos im kreis
die bloßgestellten, die gebrochenen, die verbrauchten
und auch die die geliebt haben
damals in jeder andersartigen welt
die von hier aus nichts mehr als eine verlogene 
gesichtslose silhouette ist

ich treibe schon lange auf dem kalten fluss der gewissheit
er macht dich taub, wenn du glück hast
wenn nicht wird die strömung die hinunterziehen
bis du dein herz nicht mehr schlagen hörst
und dein kopf auf dem boden der realität zerschmettert

Donnerstag, 24. Februar 2011

wundermorgen



Die Nacht hatte sich gerade schlafen gelegt
als du Steine an mein Fenster warfst.
Sandkörner wohnten noch in meinen Augenwinkeln,
müde sortierten sich meine Wimpern
um dich schließlich mit ihrer vollen Pracht zu betrachten

Kein einziges Wort fand den Weg über unsere Lippen
während wir fort liefen,
immer weiter in die Richtung, aus der sich die Sonne ankündigte
weit genug weg vom Schlaf und der Nacht und unserem Leben
machtest du halt.
Zum ersten mal trafen sich unsere Blicke
Und ich, die ich so voller Erwartung und Glück war
suchte in deinem Gesicht vergeblich nach einem Ausdruck
der meine Gefühle erwiderte.
Das einzige das ich fand waren die Schatten einer aufgewühlten Nacht,
die sich unter deinen Augen zur Ruhe gelegt hatten.

Wir standen dort am Ende der Stadt, am Ende unserer Welt
und erst als ein Sonnenstrahl dein blasses Gesicht warm wusch
konnten wir uns aus der Starre lösen
die ausgelöst wurde durch das was wir beide wussten
aber noch nicht aussprechen konnten.
Die Worte nähten unsere Lippen von Innen zu.

Honigfarben leuchteten unsere Körper und übertünchten
scheinheilig, all das was zwischen uns lag.
Doch unsere Hände suchten und fanden einander.
Ich strich dir eine goldene Locke aus dem Gesicht
und bedeckte deine seidige Haut mit brennenden Küssen.
Dann biss ich dir ein letztes mal meine Liebe in deine Lippen
und du schicktest ein paar Tränen auf die Reise.

Unsere Tränen tanzten mit den Diamanten des Morgens
und benetzen unsere Haut mit einem schimmernden Glanz.
Unsere Körper waren so um-und ineinander verschlungen
das ich kaum mehr wüsste wo ich aufhörte und du begannst.

Die Minuten rauschten achtlos an uns vorbei und wir
merkten erst spät das unsere Zeit schon längst verstrichen war.
Mit aller Kraft hielten wir diesen leuchtenden Moment fest,
doch er taumelte langsam davon.
und wir mussten uns geschlagen geben.

Es war inzwischen Tag geworden,
die Sonne stand mahnend am Horizont,
und als wir uns ansahen war der Zauber der letzten Stunden verblasst.
wir waren nur noch leere Hüllen, zwei einsame Silhouetten deren Herzen das leuchten füreinander verlernt hatten, da standen wir nun, fern ab von unsere magischen Welt, in die wir uns vielleicht zu oft geflüchtet hatten.

von Löwen und Lämmern

der teufel reitet die lust
mit schadenfrohem blicke 
durch diese taube sommernacht 
bewusstlos und wundervoll frei 
hatte sie ihn gebissen

der schmerz zog langsam engere kreise
taumelte im takt ihrer küsse
sein atem stockte
es war kein platz mehr für luft
in ihren leibern

liebe war es nicht

nur ein schluck wein
aus dem kelch der versuchung
es hat gereicht
das feuer zu entfachen
alles schmilzt unter ihrer hand
kilometer weit
ich hab es selbst gesehen
und mich fast verbrannt
weil du hinsehen musst

zwei körper
ein ungetüm
bäumt sich auf
fällt zusammen
pulsiert, immer wieder
und wenn sie will lässt sie ihn schreien
und lächelt dann zufrieden

er hätte sich wehren können
doch ein wesen wie Sie
konnte er nicht verletzen
er musste sie anbeten
mit blutigen fingern
und den boden küssen
auf den sie spuckte

schmerz und lust
ein tanz in finsterer nacht
nur der nond schaut zu
und schüttelt leise den kopf
er hat mehr gesehen 
als du und ich
und weiß wer diesen kampf gewinnt

sie hat ihn betäubt mit ihren blicken
und getötet mit ihren lippen.
mit seinen tränen wusch sie sich rein

schon im morgengrauen war nichts vom ihm übrig

und so fraß das lamm den löwen
mit haut, haar und herz

von Prinzen und Prinzessinen


ich laß die letzte seite zuerst
und wusste das der held am ende sterben würde
wieder standest du vor mir
deine augen schrieben bändeweise happy ends 
ich kannte diesen blick nur allzu gut
und ich riss jede seite einzeln heraus 
ohne sie zu lesen

ich wünschte dass es funktioniert
dass wir geschichte schreiben
aber ich wollte dieses märchen nicht
und brauchte uns nicht in einer weißen kutsche

du solltest meinen drachen doch nicht töten
ich bat dich ihn zu zähmen

ich kann nicht atmen
wenn ich deine krone trage
du allein warst der autor
meine zeilen waren für dich leer
wie hättest du zwischen ihnen lesen können?

deine druckfehler schlichen sich
seit dem ersten kapitel durch unser leben
was nützt mir der kuss eines prinzen
wenn es der frosch ist
den ich liebe?

die kirchturmuhr hatte bereits zwölf geschlagen
und ich war immernoch die prinzessin
die ich nie sein wollte

wir bei Nacht


nachts ist der schmerz am schönsten
wenn es ringsherum dunkel und leise ist
wenn alle worte geweint und alle tränen geschrien sind
wenn nichts mehr geht
außer da sitzen und in den himmel schauen
weil alles gelogen war und die sterne nichts von den 
wahrheiten wissen, die wir verschweigen
das es kein wir mehr gibt oder nie eins gab

wir schweben bereits seit jahren über diesem bett
und ich traue mich immernoch kaum zu atmen
wenn ich neben dir liege
nur um dich nicht aufzuwecken

du bist so schön, wenn du schläfst
und endlich mal still bist

und manchmal, wenn du so da lebst
da möchte ich am liebsten auf dir wohnen
möchte mein zelt auf deiner brust aufschlagen
und in deinem bauchnabel schlafen

ich wandere dann duch den haar-dschungel auf deinem unterarm immer weiter in richtung herzschlag 
und zähle dabei jedes muttermal über das ich laufe

ich weiß, du wirst aufwachen und deine sachen packen
alles wird so sein wie immer
ich werde dich nicht ansehen können
wenn du deine augen öffnest
will nicht sehen wie sehr du mich 
und diese nacht bereust

manchmal ist die wirklichkeit so nah
dass man meint sie berühren zu können

ich frage mich, ob wir jemals anfangen werden
aus unseren fehlern zu lernen?
doch die lüge schmeckt so süß bei nacht
und sonnt sich so gerne im mondschein

keine zehn minuten später fällt die tür ins schloss
ich rieche dich an meinem bettlaken und weine
es ist alles wie immer